Die Nachhaltigkeitsstrategie für Unternehmen – ein unterschätzter Erfolgsfaktor | Gastbeitrag

Bitte nicht die Abkürzung nehmen!


Radfahrer in Hügellandschaft

Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Klimawandel und steigende Preise fordern Unternehmen dazu auf, sich mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ und ihrem Geschäftsmodell zu beschäftigen. Wie kann das erfolgreich gelingen und welche Rolle spielt eine Nachhaltigkeitsstrategie dabei? Wir zeigen konkrete Lösungsansätze und geben Tipps, worauf zu achten ist.



Inhalt

Definition von Nachhaltigkeitsstrategie

Relevanz von Nachhaltigkeit

Kritik an kurzfristigen Maßnahmen

Quick-Wins

CO2-Kompensation

Langfristige Strategien

Beispiele für Nachhaltigkeitsstrategien

Nachhaltigkeitsberatung

Fazit

FAQ

 


 

Die Nachhaltigkeitsstrategie: Definition & Erklärung

In der Nachhaltigkeitsstrategie legt dein Unternehmen fest, welchen genau definierten Beitrag es zur nachhaltigen Entwicklung jetzt leistet und welcher Beitrag in Zukunft geleistet wird. Die Strategie ist als das „Herzstück“ deiner unternehmerischen Nachhaltigkeitsleistung anzusehen, da du hier die wichtigsten Herausforderungen mit mittel- und langfristigen Zielen adressierst.

Jede Nachhaltigkeitsstrategie sollte im Kontext der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (UN SDGs) eingeordnet werden, um eine bessere Übersicht und Vergleichbarkeit zu ermöglichen.

17 SDG Ziele

Die Nachhaltigkeitsstrategie ist das Ergebnis eines gründlichen Prozesses, in dem sich dein Unternehmen zuvor intensiv mit allen Bereichen der Nachhaltigkeit auseinandergesetzt hat. Doch warum sollte sich jedes noch so kleine Unternehmen einen solchen Aufwand machen?

 

Das Thema Nachhaltigkeit – relevanter denn je

In den letzten Jahren haben sich immer mehr Unternehmen mit Nachhaltigkeit befasst und kommunizieren auch darüber. Viele Faktoren beschleunigen die nachhaltige Transformation der Wirtschaft immens:

Unsere Wirtschafts- und Lebensweise sorgt dafür, dass die Erde unseren Lebensstil nicht mehr tragen kann, da wir sogenannte planetare Grenzen überschreiten. [1] Die Flutkatastrophe im Ahrtal war eine schreckliche Demonstration der Folgen. Der aktuelle Bericht des Weltklimarats verlangt eine deutlich schnellere Dekarbonisierung der Wirtschaft, um das 1,5 Grad-Ziel noch mit gewisser Wahrscheinlichkeit erreichen zu können. [2]
Nicht nur aus Umweltgründen müssen wir unsere Wirtschaftsweise ändern: Beispielsweise finanziert der Kauf fossiler Brennstoffe aus Russland Putins Ukraine-Krieg. [3] Die Folgen möglicher Embargos sind einerseits wirtschaftlich für Unternehmen schwer zu tragen, andererseits ist „weiter so“ mit sozialen/moralischen Wertvorstellungen sowie aus Umweltgründen schwer vertretbar.
Emissionsintensive Geschäftsmodelle lohnen sich angesichts steigender CO2-Preise immer weniger. Wer Ressourcen spart oder gänzlich vermeidet, handelt auch kostensparend. Somit ist nicht die Frage, ob dein Unternehmen klimaneutral wird, sondern wann.
Die stark zunehmende Gesetzeslage rund um Nachhaltigkeit greift in viele Wirtschaftsbereiche ein und fordert Unternehmen dazu auf, sich mit ihrer Nachhaltigkeitsleistung und letztlich ihrem Geschäftsmodell zu beschäftigen. Hierzu empfehlen wir diesen Artikel auf unserem Von Westfalen-Blog.
Unternehmen, die nicht nachhaltig handeln, verlieren letztlich ihre Handlungsgrundlage, da Kund*innen, Investor*innen [4] und Arbeitnehmende [5] an diesen Unternehmen immer weniger Interesse haben.

 

Kritikpunkte kurzfristiger Maßnahmen

Unternehmen können die eben genannten Herausforderungen nicht mit einzelnen Maßnahmen (z. B. Zimmerpflanzen im Büro, Veggie Day, Spenden) und selbst nicht mit der Kompensation ihrer CO2- Emissionen allein erreichen. Ebenso kann die nachhaltige Transformation nicht erfolgreich sein, wenn die Verantwortung dafür z. B. allein im Marketing-Bereich des Unternehmens verankert ist. Wir beobachten häufig in Nachhaltigkeitskommunikationen, dass viele einzelne Maßnahmen vorgestellt werden. Was ist daran jedoch problematisch?

 

Problematik bei Quick-Wins

Unternehmen können bei sogenannten Quick-Wins ansetzen. Das sind erste Maßnahmen, die schnell und relativ einfach umsetzbar sind. Als Gastbeitrag beim Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW e. V.) haben wir mit Beispielen gezeigt, welche Quick-Wins sich üblicherweise in Unternehmen anbieten.

Langfristig ausschließlich auf Einzelmaßnahmen zu setzen, ist jedoch nicht ratsam

Quick-Wins sind leicht mit Maßnahmen verwechselbar, die sich aus einer fundierten Nachhaltigkeitsstrategie ableiten. Der Unterschied ist, dass abgeleitete Maßnahmen in ihrer Summe zu einem geplanten Ziel führen, während Quick-Wins schnell wahllos und zufällig wirken. Das merken auch Anspruchsgruppen, wie Kund*innen und Arbeitnehmende. Wer nur Maßnahmen umsetzt, befasst sich üblicherweise nicht gründlich mit der Bedeutung von Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen. Die Folge: Chancen werden verpasst, Risiken werden übersehen. Fazit: Quick-Wins sind für den Anfang gut geeignet – mittel- und langfristig empfehlen wir jedoch, eine „grundsteinlegende“ Strategie zu erarbeiten.

 

Problematik bei der Kompensation von CO2-Emissionen

Viele Unternehmen begeben sich angesichts der genannten Herausforderungen auf den Weg zur Klimaneutralität – entweder für ihr Unternehmen (Company Carbon Footprint – CCF) und/oder ihre Produkte (Product Carbon Footprint – PCF). Hier gibt es zwei Ansätze:

  1. Den CO2-Fußabdruck ermitteln und zur Klimaneutralität auskompensieren
  2. Den CO2-Fußabdruck ermitteln, optimieren und dann nur den Rest kompensieren

Was ist der Unterschied? Aktuell ist es teilweise noch günstiger, den ersten Weg zu wählen. Aus zwei Gründen empfehlen wir jedoch, sich etwas gründlicher mit dem CO2-Fußabdruck zu beschäftigen:

  1. Image-Falle: Es gab bereits Unterlassungsklagen gegen Unternehmen, die ihre CO2-kompensierten Produkte als „klimaneutral“ beworben haben [6] – der entstehende Image-Schaden ist keine gute Basis für glaubhafte Nachhaltigkeitsbestrebungen.

  2. Die Beschaffungskosten steigen besonders im Bereich emissionsreicher Ressourcen (z. B. Benzin und Gas) immer weiter an. Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz lassen sich aufgrund dieser Entwicklung immer besser miteinander vereinbaren.

Fazit: Wir empfehlen Unternehmen, ihren Weg zur Klimaneutralität als Chance für massive Kosten- und Imagevorteile zu sehen und damit aktiv Teil der Lösung zu werden.

 

Zukunftsweisend: Langfristige Nachhaltigkeitsstrategien und -ziele

Du musst zunächst wissen, welche Herausforderungen auf dein Unternehmen zukommen, wenn du die Chancen der Nachhaltigkeit nutzen möchtest (z. B. durch innovative, nachhaltige Produkte) und die Risiken (z. B. Imageschäden) vermeiden möchtest. Ein Nachhaltigkeitsaudit ist der geeignete Schritt hierfür, denn hier betrachtest du mehrere Perspektiven. Hierzu gehört eine Analyse des Unternehmens mit der Frage: Welche Auswirkung übt dein Unternehmen auf das Umfeld aus (nicht nur auf die Umwelt, sondern z. B. auf Angestellte)? Die umgekehrte Frage stellt sich in der Umfeldanalyse: Welche Entwicklungen zur Nachhaltigkeit betreffen dein Unternehmen direkt? Anschließend folgt ein Dialog mit den wichtigsten Anspruchsgruppen (z. B. Kund*innen und Mitarbeitende) zu diesen Themen. Hieraus entstehen die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen deines Unternehmens und die Grundlage für eine nachhaltige Strategie.

Nachhaltigkeitsstrategie-Audit

 

Beispiele für nachhaltige Strategien in verschiedenen Bereichen

Diese Herangehensweise klingt zunächst sehr komplex und aufwändig. Sind Nachhaltigkeitsaudit und Nachhaltigkeitsstrategie also nur etwas für große Unternehmen?

Aus unserer Sicht sollte sich jedes Unternehmen hiermit beschäftigen. Viele Unternehmen, die nicht direkt unter Gesetzespflichten fallen, sind oftmals indirekt betroffen, z. B. als Zulieferer oder sonstige Dienstleister. Die EU-Taxonomie führt nach ersten Erfahrungen dazu, dass Unternehmen sehr spezifisch Fragen im ESG-Bereich beantworten müssen, um eine Finanzierung bei ihrem Kreditinstitut zu erhalten.

Selbst, wenn Nachhaltigkeit gänzlich freiwillig ist, werden auch kleinere Unternehmen bereits jetzt am zunehmenden Fachkräftemangel merken, dass potentielle Arbeitnehmer*innen mehr Nachhaltigkeit von ihren Arbeitgeber*innen erwarten. Auch hierbei wird eine fundierte Nachhaltigkeitsstrategie helfen.

Wer strukturiert über die eigene Nachhaltigkeitsleistung berichten möchte, kann dies in Form eines Nachhaltigkeitsberichts tun. Die einfachste Berichtsform zur Nachhaltigkeit ist der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK). Wer nach dem DNK-Standard berichten möchte, muss sich im Vorfeld mit Kriterien wie der Wesentlichkeitsanalyse, Strategie und Zielen befassen. In der Datenbank des Deutschen Nachhaltigkeitskodexes finden sich Praxisbeispiele zu den jeweiligen Kriterien.

 

Nachhaltigkeitsstrategien für Unternehmen - das Beispiel Fairvendo GmbH

„Fairvendo“ steht für den festen Glauben daran, dass Geld Positives bewirken kann. Jede Investitionsentscheidung, sei es für eine Versicherung, einen Investmentfonds oder eine Immobilie, beeinflusst die global entwickelte Wirtschaft. Je mehr Menschen sich also mit klaren Zielen und Wertvorstellungen für die nachhaltigen Varianten entscheiden, desto größer ist der Einfluss auf die Finanzwelt und damit auch auf die Umwelt. Die Nachhaltigkeitsstrategie von Fairvendo basiert auf den Sustainable Development Goals (SDGs) und dem CSE-Standard und teilt sich in die Handlungsfelder Markt, Umwelt, Soziales und Arbeitswelt auf.

Unsere Handlungsfelder

Markt: Wir suchen regelmäßig das Gespräch mit Versicherungen und Banken auf der Suche nach innovativen, nachhaltigen Produktlösungen. Damit tragen wir zu dem Erreichen dieser SDGs bei: 8, 16

Umwelt: Wir arbeiten ressourcenschonend. Zudem fördern wir den Umwelt- und Naturschutz, insbesondere durch die bewusste ESG-Beratung unserer Kund*innen. Damit tragen wir zu dem Erreichen dieser SDGs bei: 4, 7, 12, 13, 15

Soziales: Unsere Gewinne setzen wir zur nachhaltigen Unternehmensentwicklung ein und spenden sie an gemeinnützige Organisationen. Fairer Handel bestimmt unser Einkaufsverhalten. Damit tragen wir zu dem Erreichen dieser SDGs bei: 1, 4, 10, 15, 16

Arbeitswelt: Unsere Kultur ist geprägt von einem Miteinander auf Augenhöhe. Eine ausgewogene Work-Life-Balance und die qualitative Fort- und Weiterbildung nehmen bei uns eine tragende Rolle ein. Damit tragen wir zu dem Erreichen dieser SDGs bei: 3, 4, 5, 10

Die Datenbank des DNK stellt alle bisherigen Nachhaltigkeitsberichte transparent bereit. Hier kannst du einfach auf die Datenbank zugreifen: Link.

 

Nachhaltigkeitsberatung für die Strategie deines Unternehmens

Du kannst deine Nachhaltigkeitsstrategie intern erarbeiten. Jedoch steht nicht jede*m genug Zeit zur Verfügung, sich in die Thematik einzuarbeiten. Unternehmen mit hoher Auslastung oder akuten Herausforderungen (z. B. Fachkräftemangel) benötigen oft fachliche, methodische oder zeitliche Unterstützung von außen, um ihre nachhaltige Transformation neben dem Tagesgeschäft anzugehen. Hierfür kannst du eine Nachhaltigkeitsberatung beauftragen.

Unsere Nachhaltigkeitsberatung setzt an den dringenden Themen deines Unternehmens an - je nach Ausgangslage führen wir Bestandsaufnahmen zur Nachhaltigkeit durch, entwickeln passende Strategien und planen eine Nachhaltigkeitskommunikation. Durch CO2-Bilanzierung begleiten wir dein Unternehmen hin zur Klimaneutralität. Als akkreditiertes Beratungsunternehmen durch das Bundesamt für Ausfuhrkontrolle (BAFA) kann deine Nachhaltigkeitsberatung bei uns bis zu 90 % gefördert werden. Wir freuen uns, dich in einem unverbindlichen Erstgespräch kennenzulernen. Hier kannst du einen Termin bei uns buchen:

Unverbindlichen Ersttermin buchen

 

Fazit

Aktuelle und zukünftige Herausforderungen wie Klimawandel und Fachkräftemangel verändern die langfristige Perspektive von Unternehmen. Erfolgreiche Unternehmen begeben sich auf den Weg der nachhaltigen Transformation, indem sie ihr Geschäftsmodell auf die veränderten Rahmenbedingungen anpassen und einen aktiven Beitrag zu den Herausforderungen unserer Zeit leisten. Ein Rundum-Blick (Audit) dient als gute Basis einer langfristigen Nachhaltigkeitsstrategie. Dabei können dich Standards, wie der DNK, sowie externe Nachhaltigkeitsberatungen unterstützen.

 

Quellen

[1] Stockholm Resilience Center. Planetary Boundaries.  Stockholm University, URL: https://www.stockholmresilience.org/research/planetary-boundaries.html. 

[2] IPCC: 2022. Climate Change 2022: Mitigation of Climate Change. IPCC, URL: https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-working-group-3/. 

[3] Wille, Joachim: 2022. "Wir finanzieren Putins Krieg". Frankfurter Rundschau, URL: https://www.fr.de/wirtschaft/ukraine-krieg-konflikt-putin-energiepreise-sparen-fuer-denfrieden-91396527.html.

[4] Rothmund Insights: 2021. Trendstudie: 89 Prozent der Deutschen wünschen von Unternehmen mehr Nachhaltigkeit - 42 Prozent der Verbraucher handeln jetzt schon aktiv nachhaltigkeitsbewusst. Presseportal, URL: https://www.presseportal.de/pm/152845/4829862.

[5] Stepstone. So wichtig ist Nachhaltigkeit für Unternehmen. Stepstone, URL: https://www.stepstone.de/wissen/nachhaltigkeit/.

[6] Theile, Gustav: 2021. Unterlassungsklagen gegen "klimaneutrale" Werbung. Frankfurter Allgemeine, URL: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-nachhaltigkeit/unterlassungsklagen-gegenklimaneutrale-werbung-17349287.html.

 

FAQ

Was bedeutet Nachhaltigkeit- einfach erklärt?

Bei Nachhaltigkeit geht es unabhängig von der Perspektive immer um ein langfristiges Denken. Ursprünglich kommt der Begriff aus der Forstwirtschaft, wo weniger Bäume eingeschlagen werden sollen als wieder nachwachsen. Auf globaler Ebene ist unter Nachhaltigkeit eine Lebens- und Wirtschaftsweise zu verstehen, die die Bedürfnisse heutiger Generationen deckt, ohne kommenden Generationen ihre Bedürfnisse zu verwehren.

Welche Beispiele gibt es für Nachhaltigkeit?

Bezogen auf die Unternehmenswelt gibt es jede Menge Positivbeispiele: Üblicherweise werden Unternehmen wie Ecosia, To Good To Go und Vaude als Best-Practice Beispiele genannt. Diese Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Produkte und Dienstleistungen einen nachhaltigen Nutzen haben. Nachhaltigkeit ist somit Geschäftsmodell und Unternehmensziel gleichzeitig.

Wie entwickelt man eine Nachhaltigkeitsstrategie?

Eine Nachhaltigkeitsstrategie entsteht auf Basis einer Wesentlichkeitsanalyse und bezieht sich auf die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Sie beinhaltet mittel- und langfristige Ziele, die messbar sind (z. B. smart-Methode) und sollte einen konkreten Bezug zum Kerngeschäft des Unternehmens haben. Informationen, Tipps und Beispiele zur Strategiebildung gibt es beim DNK.