Dieser Artikel zeigt auf, warum Abfälle wichtiger Bestandteil der Klimabilanz sind und wie sie genutzt werden können:
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Für eine detaillierte Klimabilanz ist es unabkömmlich, den eigens produzierten Abfall miteinzubeziehen. Die entstehenden THG-Emissionen werden im GHG Protokoll zu den indirekten Emissionen des Scope 3 gerechnet. Dazu gehören alle CO2-Emissionen, welche durch Abfälle bei der Produktion des Produkts oder der verkauften Dienstleistung entstehen – von den Abfällen im Büro über die Abfälle während der Produktion bis hin zur Entsorgung des Produkts. Dank verschiedener Technologien ist es zwischenzeitlich möglich die Abfälle weiter zu nutzen. Doch wie sieht das konkret aus und kann eine Wegwerfgesellschaft so legitimiert werden?
Treibhausgasemissionen in Siedlungsabfällen
Noch im Jahr 1990 war die Siedlungsabfallwirtschaft für den Ausstoß von ca. 38 Millionen Tonnen CO2-Äq verantwortlich. Bereits bis 2006 konnten in diesem Bereich 18 Millionen Tonnen pro Jahr eingespart werden und bis 2015 waren es sogar 27 Millionen Tonnen [1,2]. Entscheidend für diese Einsparung war insbesondere das Einstellen der Deponierung unbehandelter Siedlungsabfälle. Insgesamt konnten in dem Zeitraum von 1990 bis 2015 aufgrund des Aus für die Deponierung und weiterer Maßnahmen zur stofflichen und energetischen Nutzung der Abfälle etwa 324 Millionen Tonnen an CO2-Äq eingespart werden [2].
Das Deponierungsverbot hatte mehrere Gründe. Einerseits entstanden auf den Deponien verunreinigte Deponiesickergewässer, welche mittels kostenaufwendiger Verfahren gereinigt werden mussten [3]. Andererseits waren Deponien bis dato für einen Großteil der THG-Emissionen im Abfallsektor verantwortlich, da sich Methan im Prozess der Zersetzung von organischen Materialien bildet [4]. Dabei gilt zu berücksichtigen, dass Methan eines der klimaschädlichsten Treibhausgase ist. Zwischenzeitlich wird Methan als Biogas aufgefangen und somit zur Energiegewinnung weiterverwendet. In der unteren Abbildung wird deutlich sichtbar, dass durch das Deponierungsverbot und das Auffangen des Methans THG-Emissionen deutlich eingespart werden [2].
Nutzung zur Energiegewinnung
Nicht nur mittels der Nutzung der Deponiegase als Erdgasersatz kann durch Abfall Energie gewonnen werden, auch mit Müllverbrennungsanlagen kann Restabfall energetisch in Form von Strom oder auch Wärme genutzt werden. Somit können fossile Energieträger ersetzt und enorme Mengen an CO2-Emissionen eingespart werden. Hier ist von bis zu 4,7 Millionen Tonnen CO2 jährlich die Rede. Auch Bioabfall und Grüngut können weiterverwertet werden, um Biogas zu erzeugen, indem der Abfall nicht nur kompostiert, sondern zusätzlich auch vergärt wird. Dies hat den weiteren Vorteil, dass weniger Lachgas entsteht als bei Kompostierungsanlagen. Das bei der Vergärung der Abfälle entstehende Biogas kann dabei sowohl zur Strom- als auch zur Wärmeproduktion genutzt werden und bietet somit eine weitere Alternative zu fossilen Brennstoffen. [2]
Mülltrennung für bessere Wiederverwertung
Ein weiterer Schritt zur Reduktion der Emissionen ist die verstärkte Trennung von Abfällen. Dies ermöglicht eine bessere Verwertung – auch im Bereich der oben genannten Energiegewinnung – und schont somit sowohl Rohstoffe als auch den Einsatz von Primärenergie. Das Recycling der Stoffe benötigt im Vergleich zur Neugewinnung nämlich weniger Energie, insbesondere bei Altmetallen wie Eisen, Kupfer oder Aluminium [2]. Hierzu gehört auch der Wandel in Richtung einer Kreislaufwirtschaft bzw. Circular Economy, welcher zum Ziel hat, Rohstoffe so lange wie möglich zu nutzen, bevor sie endgültig entsorgt werden. Wird ein Produkt weiterverwertet, kann dies auf verschiedenen Ebenen stattfinden. Es kann den ursprünglichen Verwendungszweck beibehalten, zu einem Produkt recycelt werden, dessen Material die gleiche Qualität hat, oder zu einem Produkt recycelt werden, dessen Materialeigenschaften nicht mehr an die des Originals heranreichen [4].
Fazit
Die Abfallwirtschaft hat sich in den letzten drei Jahrzehnten weiter in Richtung Klimaschutz entwickelt und versucht, Ressourcen bestmöglich zu nutzen – entweder durch eine Wiederverwendung der Produkte oder durch die energetische Nutzung des Abfalls. Dabei darf nicht gedacht werden, dass eine verstärkte Müllproduktion somit legitimiert ist, denn für die Produktion von Waren wird in der Regel mehr Energie benötigt als durch das Verbrennen wiedergewonnen werden kann. Allerdings ist es eine Chance, dass Abfall nicht – wie vor dem Deponierungsverbot – ausschließlich THG-Emissionen erzeugt, sondern auch einen Beitrag zur Energiegewinnung leistet.
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Quellen:
[1] Dehoust, Günter & Doris Schüler: 2010. Klimaschutzpotenziale der Abfallwirtschaft: Am Beispiel von Siedlungsabfällen und Altholz. Umweltbundesamt, URL: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/klimaschutzpotenziale-abfallwirtschaft.
[2] UBA: 2021. Klimaverträgliche Abfallwirtschaft. Umweltbundesamt, URL: https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/klimavertraegliche-abfallwirtschaft#abfallbehandlung-schutzt-heute-das-klima.
[3] Zafiu, Christian & Marion Huber-Humer: 2020. „Abfallwirtschaft und Recycling – am Beispiel von Kunststoffproduktion“, In: Erwin Schmid & Tobias Pröll (Hrsg.). Umwelt- und Bioressourcenmanagement für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung. Berlin: Springer.
[4] UBA: 2011. Klimarelevanz der Abfallwirtschaft. Umweltbundesamt, URL: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/klimarelevanz-abfallwirtschaft.