Klimahelden Blog

Atomkraft - Nein, Danke oder gerne wieder?!

Geschrieben von Daniela | 03.02.2022 10:30:00

In diesem Artikel erläutern wir die Vor- und Nachteile der Kernenergie:

 

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Bis Ende 2022 sollen in Deutschland alle Atomkraftwerke vom Netz genommen werden. Politisch gesehen besteht innerhalb Deutschlands Einigkeit über die Abschaltung. Doch zu Jahresbeginn steht die Debatte, Atomkraft in der EU als klimafreundliche Energie zu klassifizieren und sie im Rahmen der EU-Taxonomie somit auch finanziell zu unterstützen. Als Argument wird dabei der geringe Ausstoß von CO2-Äquivalenten aufgeführt im Vergleich zur Kohleverstromung [1]. Doch wie flexibel, kostensparend, umwelt- und klimafreundlich ist Kernkraft am Ende wirklich? 

Flexibilität und Kosten

Die geplante Laufzeit der letzten sechs Kernkraftwerke in Deutschland lag bei 40 Jahren. Somit werden und wurden sie früher vom Netz genommen als ursprünglich intendiert, denn das Alter der Atomkraftwerke liegt zwischen 33 und 37 Jahren. Somit wäre spätestens 2024 der Zeitpunkt erreicht die bisherigen Atomkraftwerke abzuschalten bzw. nachzurüsten oder zu modernisieren. Doch die Kosten für Nachrüstung und Modernisierung stehen keineswegs im Verhältnis zum Nutzen des Energieträgers. Insbesondere im Vergleich mit dem Ausbau erneuerbarer Energien, welche ebenfalls Emissionen senken und zusätzlich günstiger sind. [2]

Auch der Bau neuer Kraftwerke ist nicht erstrebenswert, denn dieser ist sowohl zeit- als auch kostenintensiv. Innerhalb der EU gibt es Bauprojekte für Atomkraftwerke, welche an Kostensteigerung und Zeitverschiebung mit dem Bau des Berliner Flughafens konkurrieren können. In Frankreich wurde ein Kraftwerk für 3,3 Milliarden € geplant, das zwischenzeitlich bei 19 Milliarden liegt und dessen Betriebsbeginn immer weiter nach hinten verschoben wird. Kosten für die Endlagerung oder Störfälle sind hier noch nicht miteinberechnet. Somit sind erneuerbare Energien vergleichsweise ein Schnäppchen, da sie nur halb so teuer sind. Zusätzlich lassen sie sich innerhalb eines Jahres ausbauen und benötigen somit weitaus weniger Vorlaufszeit für Planung und Inbetriebnahme. [3]

Klimafreundlichkeit

Braun- und Steinkohlekraftwerke haben in Deutschland den höchsten Emissionsausstoß im Energiesektor. Bis Ende 2021 waren noch sechs Kernkraftwerke am deutschen Stromnetz angeschlossen. Die sechs Kraftwerke können fünf deutsche Braunkohlekraftwerke ersetzen und somit jährlich vermutlich 70 Millionen Tonnen CO2 einsparen [2]. Auf den ersten Blick klingt die Zahl sehr vielversprechend und praktikabel, um schnell Emissionen einzusparen. Nicht miteinberechnet sind die Emissionen, welche beim Uranabbau oder beim Kraftwerksbau bzw. -rückbau entstehen. Werden diese berücksichtig bleibt allerdings immer noch ein Ersparnis von schätzungsweise mehr als 54 Millionen Tonnen pro Jahr

Neben Deutschland sprechen sich nur Österreich, Dänemark, Luxemburg und Portugal gegen die Einstufung der Atomkraft als klimafreundlich aus [1]. Dies hat vor allem mit dem mangelnden Umweltschutz und den hohen Sicherheitsrisiken der Technologie zu tun.

Umweltfreundlichkeit

Außer der geringen THG-Emissionen hat die Kernenergie im Bereich des Klima- und Umweltschutzes keinerlei Vorteile, sondern sollte als Hochrisikotechnologie betrachtet werden, wie die Unfälle in Tschernobyl 1986 oder Fukushima 2011 gezeigt haben. Grund für diese Einschätzung ist die weiterhin ungeklärte Frage nach einer Endlagerung des Atommülls und der damit verbundenen Gefahr für Mensch und Umwelt [1]. Hierfür ist in naher Zukunft keine Lösung in Sicht und auch der Betrieb der Kraftwerke birgt hohe Sicherheitsrisiken, welche in der Bevölkerung kaum Akzeptanz finden werden, wenn man an Bürger*innenbewegungen gegen den Ausbau der Windkraft denkt [3].

Der Klimawandel trägt ebenso einen Teil zur Abschaltung der Kernkraftwerke bei, denn durch die hohen Temperaturen im Sommer können Flüsse bereits heute nicht mehr als Kühlsystem für die Reaktoren dienen [2]. Das Beispiel des Stechlinsees zeigt zusätzlich, dass - selbst wenn die Kühlfunktion durch das Wasser gegeben ist - sich das gesamte Ökosystem durch den Wärmestress nachhaltig verändert. Selbst Jahrzehnte später hat der Stechlinsee nicht mehr den Zustand angenommen, wie vor Inbetriebnahme des Kraftwerks [4].

Doch auch der Abbau radioaktiver Reserven wird sich in einigen Jahrzehnten als problematisch erweisen, da aktuelle Uranreserven laut Prognosen nur noch 24 Jahre ausreichen und der Abbau weiterer Uranressourcen voraussichtlich hohe Kosten verursacht und neue Abbautechnologien benötigt, sodass der Betrieb von Atomkraftwerken kaum noch wirtschaftlich rentabel sein wird [3].

Fazit

Auch wenn durch Atomkraft mehrere Millionen Tonnen CO2 eingespart werden können, ist eine künstliche Aufnahme von Kernkraft in Wirtschaftstätigkeiten und deren finanzielle Unterstützung langfristig nicht nachhaltig. Einerseits kann durch die finanzielle Unterstützung des Ausbaus erneuerbarer Energien in kürzerer Zeit eine Energiewende stattfinden. Andererseits belasten erneuerbare Energie die Umwelt nicht mit radioaktiven Stoffen und bergen somit auch keine hohen Sicherheitsrisiken. Hinzu kommt, dass spätestens, wenn die Uranreserven aufgebraucht sind, die Frage nach einem alternativen Bezug von Strom aufkommt. Durch die frühere Abschaltung von Kernkraftwerken wird diese Frage schlicht in die Gegenwart verlagert und zusätzlich werden enorme Kosten für den Bau, die Nachrüstung und Modernisierung gespart.

Um selbst Vorbild im Bereich erneuerbarer Energien zu werden, kann der Bau einer Solaranlage nützlich sein, doch auch Blockheizkraftwerke können im Gebäude integriert werden und sowohl für Strom als auch Wärme sorgen.

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Quellen:

[1] Tagesschau: 2022. Gas- und Atomkraft: Scharfe Kritik an EU-Plan zur grünen Energie. Tagesschau, URL: https://www.tagesschau.de/ausland/eu-atomenergie-gas-101.html.

[2] Tertilt, Mathias: 2020. Atomausstieg: Kohlekraftwerke abschalten statt Atomkraftwerke?. Quarks, URL: https://www.quarks.de/technik/energie/atomkraftwerke-fuer-den-klimaschutz/.

[3] Quaschning, Cornelia & Volker Quaschning: 2021. Kann die Kernenergie das Klima retten?. Das ist eine gute Frage Podcast, URL: https://dasisteinegutefrage.de/kernenergie.

[4] Neumann, Nadja & Peter Casper: 2009. Fünfzig Jahre Gewässerforschung am Stechlinsee: 1959-2009. Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei im Forschungsverbund Berlin e.V., URL: https://www.igb-berlin.de/sites/default/files/media-files/download-files/50%20Jahre%20Gew%C3%A4sserforschung%20am%20Stechlinsee_1.pdf.