Was kostet das Zulassen des Klimawandels?

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5 Fakten zum wirtschaftlichen Einfluss des Klimawandels in Deutschland 


Extremwetterlagen, wie Dürre oder Fluten, werden häufig nur im Aspekt der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit betrachtet. Sie können verantwortlich sein für den Verlust von Existenzen und von Biodiversität. Doch auch in der Wirtschaft tragen sie zu hohen Reparaturkosten bei. Dies ist nur einer von vielen wirtschaftlichen Einflussfaktoren des Klimawandels.


  1. Kosten für Aufbau nach Extremwetterlagen 
  2. Wachsender Energiebedarf für die Sicherung von Trinkwasser 
  3. Risiken für Importe und Exporte 
  4. Einbußen im Tourismus 
  5. Wachstum im Wirtschaftszweig klimafreundlicher neuer Technologien 

 

Maßnahmen für eine Klimatransformation und die Reduktion von THG-Emissionen werden häufig mit der Begründung abgewehrt, sie seien zu kostspielig. Vernachlässigt werden allerdings Kosten, welche durch den Klimawandel zukünftig auch auf die deutsche Wirtschaft zukommen. Andererseits kann Deutschland aufgrund ausgereifter Technologien zur Entwicklung von Reduktionsmaßnahmen beitragen.  

1. Kosten für Aufbau nach Extremwetterlagen  

Die Flutkatastrophe im Juli 2021 ist das beste Beispiel, um darzustellen, welche Schäden Extremwetterlagen anrichten können. Über 130 Menschen starben durch die Flut im Ahrtal und Tausende verloren ihr Zuhause samt Hab und Gut [1]. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung wird uns der Klimawandel in den nächsten 50 Jahren 800 Milliarden Euro kosten. Von den prognostizierten Kosten, die der Klimawandel verursachen wird, nehmen Unwetter den größten Anteil an. Dies betrifft insbesondere auch die Versicherungsbranche, welche in erster Linie für die Schäden aufkommen muss [2].  

Doch auch die Landwirtschaft muss aufgrund von Fluten und Dürre mit Ernteausfällen rechnen. Beispielsweise betrug der Schaden durch den Dürresommer 2003 geschätzte 1,5 Milliarden Euro in Deutschland [3]. Die durch Extremwetterlagen verursachten Kosten in der Landwirtschaft spiegeln sich durch erhöhte Lebensmittelpreise sowie durch abnehmende Landwirtschaft wider. Zusätzlich entsteht eine Abhängigkeit von Lebensmittelimporten. 

 

2. Wachsender Energiebedarf für die Sicherung von Trinkwasser 

Insbesondere in den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu extremen Dürreperioden in den Sommermonaten. Derzeit stellt dies vor allem Probleme für die Landwirtschaft dar, da Böden austrocknen. Zukünftig könnte sich das Problem allerdings auch auf die Trinkwasserversorgung in Deutschland ausweiten und die Sicherung von ausreichend Trinkwasser für den alltäglichen Bedarf zu einer Herausforderung machen. Denn derzeit wird jährlich ein Fünftel weniger Grundwasser nachgebildet [4]. Durch den Mangel wird für die Versorgung schließlich mehr Energie benötigt, da das Wasser längere Strecken zurücklegen muss und aufwändigere Techniken benötigt werden, um an Grundwasser zu gelangen, wenn dieses tiefer unter der Erde liegt. Grund für den Mangel ist der Klimawandel allerdings nur bedingt. Problematisch ist der Wasserhaushalt insbesondere durch die Energieversorgung, da für das Kühlen von Kraftwerken etwa die Hälfte des Wasserverbrauchs in Deutschland aufgewendet wird. Doch auch die Agrarwirtschaft belastet die Wasserversorgung durch Nitrat- und Pestizidbelastungen [5].   

 

3. Risiken für Importe und Exporte 

Neben der Probleme, die durch Wetterlagen innerhalb Deutschlands ausgelöst werden, hat der Klimawandel, der außerhalb Deutschlands stattfindet, einen großen Einfluss auf die deutsche Wirtschaft. Denn beim Handel mit besonders klimavulnerablen Ländern ist auch Deutschland von dortigen Schäden des Klimawandels betroffen. Im Bereich der Importe stellen sich verschiedene Probleme dar [6]: 

  • Ausfall von Produktionsstandorten oder Lieferanten durch wetterbedingte Schäden an den Gebäuden 
  • Mangel an Produkten der Landwirtschaft, die für den deutschen Markt notwendig sind (bspw. Kaffee und Soja) 
  • Schwierigkeiten an Containerterminals und Hafenanlagen durch Anstieg des Meeresspiegels 

Das größte Problem im Bereich der Exporte ist die sinkende Kaufkraft, welche durch Folgen des Klimawandels vorhergesagt wird. Durch einen geringeren privaten Konsum in Ländern außerhalb Deutschlands und der EU wird auch Deutschland seinen Absatzmarkt verlieren.  

 

4. Einbußen im Tourismus 

Insbesondere die Tourismusbranche in Süddeutschland wird unter dem Klimawandel leiden. Der Bergtourismus lebt vom Schnee und angenehmen Sommern. Bleiben die Berge künftig allerdings schneefrei, so bleibt der Skitourismus aus. Ebenso wird durch zu heiße Sommermonate der Bergtourismus voraussichtlich abnehmen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung prognostiziert einen Rückgang von 11 Milliarden Euro in Süddeutschland [2]. Doch auch in anderen Regionen kann die Hitze im Sommer dazu führen, dass Urlaubsländer im Norden attraktiver werden und der Tourismus in Deutschland abnimmt. Im Winter werden die Schweiz und Österreich vom Abwandern der Tourist*innen in Deutschland profitieren. 

 

5. Wachstum im Wirtschaftszweig klimafreundlicher neuer Technologien 

Doch es gibt auch eine Chance für die deutsche Wirtschaft. Deutschland gilt als Land technischer Innovationen und kann dieses Potential nutzen, um an Anpassungsmaßnahmen und emissionsarmen Anlagen zu forschen und diese weiterzuentwickeln. Der Absatzmarkt in diesen Bereichen sowie im Bereich der Schadensbekämpfung wird in den kommenden Jahren voraussichtlich erheblich zunehmen. Dies gibt Deutschland die Chance, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und die eigene Wirtschaft zu fördern.   

 

 Quellen: 

[1] Seidel, Jörn, Han Lay & Merle Göddertz: 2021. Ahrtal unter Wasser: Chronik einer Katastrophe. WDR, URL: https://reportage.wdr.de/chronik-ahrtal-hochwasser-katastrophe#chronik-hochwasser-im-ahrtal.  

[2] Tagesschau: 2008. Was kostet die Welt?. Tagesschau, URL: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/klimawandel116.html.  

[3] ESKP. Dürre beeinträchtigt heimische Landwirtschaft. Wissensplattform Erde und Umwelt, URL: https://www.eskp.de/klimawandel/duerre-beeintraechtigt-heimische-landwirtschaft-935102/.  

[4] Stoffels, Arno: 2021. Dürreperioden: Wird in Franken das Trinkwasser knapp?. Nordbayern, URL: https://www.nordbayern.de/region/durreperioden-wird-in-franken-das-trinkwasser-knapp-1.11080126?tabParam=rating.  

[5] Deutschlandfunk: 2021. Warum das Wasser in Deutschland knapp wird. Deutschlandfunk, URL: https://www.deutschlandfunk.de/politik-plant-vorsorge-warum-das-wasser-in-deutschland-100.html.  

[6] UBA: 2020. Folgen des globalen Klimawandels für die deutsche Wirtschaft. Umweltbundesamt, URL: https://www.umweltbundesamt.de/folgen-des-globalen-klimawandels-fuer-die-deutsche#indirekte-betroffenheit-von-klimafolgen-durch-globale-vernetzung.  

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