Inhalt
Kreislaufwirtschaft einfach erklärt
Was sind die Unterschiede zur Linearwirtschaft?
Was sind die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft?
Kreislaufwirtschaft und Umweltschutz
Die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in Deutschland und der EU
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz - krWG
Die nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie
Der EU-Aktionsplan der Kreislaufwirtschaft
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Die Kreislaufwirtschaft ist ein zentraler Faktor, wenn es darum geht, nachhaltiger zu produzieren und zu konsumieren. Allein die Europäische Union – EU – produziert jährlich mehr als 2,2 Milliarden Tonnen Abfall. Um die Menge an Abfall zu reduzieren, müssen wir uns von einer Linearwirtschaft hin zu einer Kreislaufwirtschaft bewegen. Aber was versteht man eigentlich unter Kreislaufwirtschaft?
Unter Kreislaufwirtschaft versteht man ein neues Modell der Produktion und des Verbrauchs. Ziel ist es dabei, Produkte so lange wie möglich zu nutzen, sprich diese zu teilen, wiederzuverwenden, zu reparieren, aufzuarbeiten und zu recyceln, um dadurch den Lebenszyklus der Produkte zu verlängern. So sollen Abfälle so gering wie möglich gehalten werden, indem auch am Ende des Lebenszyklus eines Produktes die Ressourcen und Materialien weiter genutzt werden. [2]
Es ist klar, dass wir uns so schnell wie möglich von der Linearwirtschaft zur Kreislaufwirtschaft weiterentwickeln müssen. Auch wenn der Weg bereits in die richtige Richtung geht, wird in den meisten Unternehmen immer noch das Modell der Linearwirtschaft eingesetzt. [3]
Die Linearwirtschaft bezeichnet ein traditionelles Wirtschaftsmodell, in dem Ressourcen in einem linearen Prozess verwendet werden: Sie werden abgebaut, verarbeitet, genutzt und schließlich als Abfall entsorgt. Dieses Modell basiert auf der Annahme, dass Ressourcen in ausreichender Menge verfügbar sind und Abfallprodukte problemlos entsorgt werden können. Jedoch trifft dies nicht zu, da Ressourcen begrenzt sind und deren Abbau sowie die Abfallentsorgung oft umwelt- und auch klimaschädlich sind. Daher ist der Wandel hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft und weg von der „Wegwerfgesellschaft“ ein zentraler Bestandteil, um eine nachhaltige Wirtschaft zu erreichen. [4]
Ein gutes Beispiel für die Linearwirtschaft sind vor allem Smartphones. Diese weisen oft eine absichtlich verkürzte Lebensdauer, auch geplante Obsoleszenz genannt, auf, um den Konsum anzukurbeln und mehr Profit zu erzielen. Zudem sind viele Produkte wie beispielsweise Smartphones so konzipiert, dass sie schwer zu reparieren sind. Dies führt dazu, dass für Verbraucher*innen häufig nur die Option eines Neukaufs besteht, da eine Reparatur oftmals teurer ist.
Dabei gibt es zentrale Faktoren, die den Wandel zur Kreislaufwirtschaft fördern und dabei den gesamten Produktlebenszyklus umfassen. Zu den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft zählen dabei:
• | Verlangsamte Ressourcenkreisläufe, |
• | Verlängerung der Produktlebensdauer, |
• | Wiederaufbereitung von Produkten, |
• | Geschlossene Ressourcenkreisläufe durch Recycling, |
• | Wiederverwendung, |
• | Upcycling sowie |
• | der Einsatz von weniger Ressourcen pro Produkt. |
Betrachtet man die Auswirkungen dieser Aktivitäten entlang des Produktlebenszyklus, so können diese in verschiedene Bereiche eingeteilt werden:
• | Effizienz, |
• | Verlängerung der Lebensdauer und |
• |
Schließung von Stoffströmen, z. B. durch Rückführung biologischer Nährstoffe in die natürliche Umwelt. |
[3]
Die Kreislaufwirtschaft wird in zwei verschiedene Kreisläufe eingeteilt:
Wichtig ist hier zu beachten, dass bei einer Kreislaufwirtschaft alle Schritte von der Produktion bis zum Endprodukt berücksichtigt und zirkulär sein müssen. So müssen beispielsweise auch Maschinen so eingesetzt werden, dass sie keine Verschmutzung oder Abfälle verursachen. Bei der Kreislaufwirtschaft ist aber nicht nur die Produktion, sondern auch der Verbrauch betroffen. Dabei gilt: je geringer der Konsum, desto besser ist dies für den Umweltschutz und die Abfallvermeidung. [4,5]
Der Einsatz einer Kreislaufwirtschaft ist ein zentraler Bestandteil beim Thema Klimaschutz und essenziell, um die Klimakrise zu bewältigen und in diesem Zusammenhang die Ziele des Pariser Klimaabkommens aber auch die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen zu erreichen. [6]
Seit 1970 hat sich der weltweite Ressourcenabbau verdreifacht.
Hierbei sind der Abbau sowie die Aufbereitung der Ressourcen für rund die Hälfte der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich [6]. Durch die Produktion nachhaltiger und vor allem effizienter Produkte von Beginn an, kann der Energie- und Ressourcenverbrauch um über 80 % reduziert werden. [2]
Allein in Deutschland werden jährlich etwa eine Milliarde Tonnen Primärrohstoffe abgebaut. Hinzu kommen 0,7 Milliarden Tonnen Rohstoffe sowie Halb- und Fertigwaren, die importiert werden. Pro Kopf konsumieren wir in Deutschland rund 16 Tonnen Rohstoffe jährlich. Dennoch wird nur ein geringer Teil dieser Rohstoffe recycelt. Nach der Zirkularitätsrate sind es gerade einmal 12 Prozent.
Was genau ist die Zirkularitätsrate, auch bekannt als Circular Material Use Rate (kurz: CMU)? Die Zirkularitätsrate ist ein Maß, das den Anteil der in Produkten und Prozessen wiederverwendeten Materialien und Ressourcen anzeigt. Sie ist ein Indikator für Nachhaltigkeit und Effizienz in der Ressourcennutzung. Eine hohe Zirkularitätsrate bedeutet, dass ein großer Teil der Materialien aus Recycling oder Wiederverwendung stammt, was zur Reduktion von Abfall und zum Schutz natürlicher Ressourcen beiträgt. Diese Rate ist besonders wichtig für Unternehmen, die sich auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz fokussieren, da sie direkt zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks beiträgt. |
Die Zirkularitätsrate zeigt auf, dass wir immer noch in einer überwiegend linearen Wirtschaft leben, in der zu viele Rohstoffe abgebaut werden, die nach ihrer Nutzung häufig als Abfall enden, statt recycelt oder repariert zu werden.
Beim Recycling selbst muss jedoch beachtet werden, dass Reststoffe entstehen können und recycelte Materialien oft nur in Produkten minderer Qualität eingesetzt werden, ein Prozess, der als Downcycling bekannt ist. Selbst wenn in Deutschland alle jährlich anfallenden Produkte vollständig recycelt würden, könnte die Zirkularitätsrate nur auf 22 Prozent steigen. Der Grund liegt darin, dass viele Materialien, wie Kohle oder Erdgas, nicht recycelt werden können oder Rohstoffe langfristig in Produkten gebunden sind. Das bedeutet: Solange wir jährlich mehr Rohstoffe verbrauchen, als Abfälle anfallen, können wir nur einen kleinen Teil der Primärrohstoffe durch Recycling ersetzen.
Wir müssen verstärkt Strukturen entwickeln, um unseren gesamten Rohstoffverbrauch zu senken und die Nutzung des Prinzips der Kreislaufwirtschaft zu erweitern. Ein wesentlicher Bestandteil dabei ist die Energiewende. Durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien kann der Verbrauch fossiler Rohstoffe und in diesem Zusammenhang die Treibhausgasemissionen deutlich reduziert werden. Prognosen zufolge könnte die Energiewende bis 2030 den gesamten Rohstoffverbrauch um bis zu einem Drittel verringern. [7]
Die Kreislaufwirtschaft, ein Schlüsselkonzept für nachhaltiges Wirtschaften. In diesem Zusammenhang haben Deutschland und die Europäische Union wichtige Schritte unternommen, um die Transformation hin zu einer effizienteren und umweltfreundlicheren Wirtschaftsweise zu fördern. Durch die Einführung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes, den EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft sowie die Entwicklung nationaler Kreislaufwirtschaftsstrategien entstehen Rahmenbedingungen, die sowohl die Umwelt schützen, als auch die wirtschaftliche Effizienz steigern.
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz (kurz: KrWG) betrifft in erster Linie Unternehmen, die Abfälle einsammeln und transportieren, sowie Händler und Makler von Abfällen, aber auch Hersteller und Vertreiber*innen von Produkten. Das KrWG regelt die Grundsätze der Abfallwirtschaft und stellt sicher, dass die natürlichen Ressourcen geschont und die Abfälle umweltverträglich beseitigt werden. Im Rahmen des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes muss die Abfallentsorgung nun nach den einzelnen Stufen der Abfallhierarchie umgesetzt werden:
Das Ziel der Abfallhierarchie im Rahmen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes besteht darin, die Abfallerzeugung und- bewirtschaftung nachhaltiger und effizienter zu gestalten.
In diesem Zusammenhang steht die Vermeidung von Abfällen an erster Stelle und wird gefolgt von der Wiederverwendung, die kann beispielsweise durch Reparatur oder Wiederaufbereitung von Produkten erfolgen. Erst dann in Stufe drei, wenn es keine Möglichkeit zur Vermeidung und Wiederverwendung gibt, kommt Recycling ins Spiel. An vierter Stelle die weitere Verwertung von Abfällen. Erst an letzter Stelle steht die Option der Beseitigung zur Verfügung. [8]
Die Bundesregierung in Deutschland arbeitet gerade an einer nationalen Kreislaufstrategie (kurz: NKWS). Die nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie Deutschlands wird darauf abzielen, durch die Festlegung von Zielen und Maßnahmen den primären Rohstoffbedarf signifikant zu senken und eine nachhaltige Rohstoffversorgung zu fördern. Im Kern der NKWS werden Umwelt- und Klimaschutz sowie die Sicherung der Rohstoffversorgung stehen. Ein Hauptanliegen ist die Reduzierung der Umweltbelastung und der Schutz der Biodiversität. Ressourceneinsparungen tragen wesentlich zur Reduktion von CO2-Emissionen bei, die hauptsächlich bei der Gewinnung und Herstellung von Vorprodukten entstehen. Hier liegen enorme Einsparpotenziale, die für das Ziel der Klimaneutralität entscheidend sind. Zudem bietet die Kreislaufwirtschaft Lösungen für den Mangel an bestimmten, endlichen Rohstoffen und steigert die Unabhängigkeit Deutschlands von Importen, wodurch die Resilienz der deutschen Wirtschaft gestärkt werden kann.
Problematisch ist jedoch der überdurchschnittlich hohe Pro-Kopf-Verbrauch an Rohstoffen in Deutschland und die bisherige Orientierung an einer linearen Wirtschaftsweise. Obwohl in den letzten Jahren Fortschritte im Bereich der Kreislaufwirtschaft, insbesondere bei Sortierung und Recycling von Abfällen, erzielt wurden, ist der Rohstoffverbrauch weiterhin hoch. Die NKWS soll den Übergang zu einem ressourcensparenden, kreislauforientierten System unterstützen, um den primären Rohstoffkonsum zu reduzieren. [9]
Der EU-Aktionsplan der Kreislaufwirtschaft ist Teil des Klimaneutralitätsziel bis 2050 sowie des Green Deals und konzentriert sich auf in erster Linie auf ein nachhaltiges Produktdesign, das Vermeiden von Abfall, die Wiederverwendung und das Recycling von Materialien. Er beinhaltet die Überarbeitung der Bauprodukteverordnung, die Entwicklung einer Strategie für nachhaltige Textilien, neue EU-Vorschriften für Verpackungen, strengere Recyclingziele und Reduktionsziele für den Materialverbrauch bis 2030. Der Plan fördert zudem nachhaltige Beschaffung, das Recycling kritischer Rohstoffe und Initiativen gegen geplante Obsoleszenz von Produkten also der geplanten Produktverschleißung wie es oft bei Smartphones anderen Elektronikgeräten aber auch Bekleidung der Fall ist. Aber auch die Unabhängigkeit der EU von Drittstaaten bezüglich Rohstoffe wird durch den Aktionsplan der EU gefördert. [10]
Der Aktionsplan der EU beinhaltet dabei verschiedene Vorschläge zur Umsetzung, darunter:
[11]
Die Kreislaufwirtschaft stellt eine entscheidende Säule in der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft dar. Ihr Kernprinzip – die Wiederverwendung, Reparatur und das Recycling von Produkten – ist nicht nur ein ökologisches Gebot, sondern auch ein wirtschaftliches Muss in Zeiten begrenzter Ressourcen. Durch den Wechsel von der Linear- zur Kreislaufwirtschaft können wir den Ressourcenverbrauch drastisch senken und damit einen wesentlichen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten.
Gesetze wie das Kreislaufwirtschaftsgesetz und Initiativen wie der EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft sind wichtige Bausteine, um diesen Wandel zu fördern. Sie schaffen die nötigen Rahmenbedingungen, um den Übergang von einer wegwerfenden zu einer nachhaltig wirtschaftenden Gesellschaft zu vollziehen. Unternehmen sind hierbei gefragt, ihre Produktionsprozesse und Geschäftsmodelle zu überdenken und sich auf eine umweltfreundliche und ressourcenschonende Wirtschaftsweise umzustellen. Dies ist nicht nur eine Herausforderung, sondern bietet auch große Chancen für Innovation und Wachstum.
Letztlich liegt es in unserer aller Verantwortung, die Kreislaufwirtschaft nicht nur als Konzept zu verstehen, sondern sie im täglichen Handeln zu leben. Dies erfordert ein Umdenken auf allen Ebenen – von der Politik über die Wirtschaft bis hin zum individuellen Konsumverhalten.
Quellen:
[1] Umweltbundesamt. Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfgesellschaft. Umweltbundesamt, URL: https://www.umweltbundesamt.at/kreislaufwirtschaft
[2] Europäisches Parlament. Kreislaufwirtschaft: Definition und Vorteile. Europäisches Parlament, URL:https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/economy/20151201STO05603/kreislaufwirtschaft-definition-und-vorteile
[3] Stucki, T. (2023). Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft. Stucki, T. URL:https://search-ebscohost-com.pxz.iubh.de:8443/login.aspx?direct=true&db=edswis&AN=edswis.BLIS2D74015161B2E9C17378B7BE9CA8D360&lang=de&site=eds-live&scope=site
[4] Line to circle. Kreislaufwirtschaft, ein Überblick. Line to circle, URL: https://linetocircle.de/kreislaufwirtschaft-ueberblick/
[5] Myclimate. Was ist Kreislaufwirtschaft? Myclimate, URL: https://www.myclimate.org/de-ch/informieren/faq/faq-detail/was-ist-kreislaufwirtschaft/
[6] bmz. Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, PDF: https://www.bmz.de/resource/blob/97758/zweiseiter-kreislaufwirtschaft-klima-cop26-de-final.pdf
[7] NABU. Kreislaufwirtschaft in Deutschland. Naturschutzbund Deutschland, URL: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/abfall-und-recycling/kreislaufwirtschaft/29818.html
[8] WEKA. Die fünfstellige Abfallhierarchie einfach erklärt. WEKA, URL: https://www.weka.de/umweltschutz/abfallhierarchie/
[9] bmuv. Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS). Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, URL: https://www.bmuv.de/themen/kreislaufwirtschaft/kreislaufwirtschaftsstrategie
[10] Europäisches Parlament. Wie will die EU bis 2050 eine Kreislaufwirtschaft erreichen. Europäisches Parlament, URL: https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20210128STO96607/wie-will-die-eu-bis-2050-eine-kreislaufwirtschaft-erreichen
[11] NABU. Weniger Abfälle, mehr Recycling, Schutz der Ressourcen. Naturschutzbund Deutschland, URL: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/abfall-und-recycling/kreislaufwirtschaft/27943.html