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Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind zwei Megatrends, die zusammengehören: 2015 setzten sich die Vereinten Nationen 17 Ziele für den nachhaltigen Wandel, die Sustainable Development Goals. Die Politik kann diese Ziele jedoch nicht allein bis 2030 erreichen. Die Digitalisierung kann Unternehmen helfen, effizienter zu wirtschaften und ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Einige Expert*innen meinen sogar, dass die Ziele der nachhaltigen Entwicklung nur noch durch digitale Technologien zu erreichen sind.[1]
Wie bremst die Digitalisierung die nachhaltige Entwicklung?
Digitalisierung heißt nicht automatisch Nachhaltigkeit. Bisher wirkt die Digitalisierung teilweise sogar als Bremse der nachhaltigen Entwicklung. Vor allem der gesteigerte Energie- und CO2-Verbrauch ist ein Problem. Der sogenannte „Rebound-Effekt“ macht Effizienzeinsparungen häufig zunichte: Sobald etwas weniger Energie oder Rohstoffe verbraucht, wird es günstiger und dadurch wiederum mehr konsumiert. Außerdem macht die geplante Obsoleszenz die Technik schneller kaputt als nötig – übrig bleiben große Mengen an toxischem Elektroschrott, der oft illegal in Länder des Globalen Südens exportiert werden und dort Ökosysteme vergiften. In der IT-Lieferkette herrscht zwischen Hersteller*innen und Lieferant*innen häufig ein starkes Machtgefälle mit viel Abhängigkeit. Das führt zu langen Arbeitszeiten und kaum eingehaltenen hygienischen Standards und Sicherheitsvorschriften.[2]
Die Digitalisierung als Treiber der Nachhaltigkeit
Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, die Digitalisierung als Mittel zur Erreichung der Ziele nachhaltiger Entwicklung einzusetzen. Das nützt nicht nur Natur und Menschen, sondern auch dem eigenen Geldbeutel: Hochrechnungen gehen von einem Marktvolumen von 12 Billionen US-Dollar durch Kosteneinsparungen und neue Umsätze aus dem Einsatz von Digitalisierung für nachhaltige Entwicklung aus.[3] Wie beim privaten Konsum gilt auch hier: Jede Kaufentscheidung für IT-Produkte und -Technologien kann in mehr oder weniger nachhaltige Angebote fließen.
Durch digitalisierte Prozesse können Unternehmen Geld und Ressourcen einsparen, zum Beispiel bei Energie und Papier. Blockchain-Technologie erleichtert die Verfolgbarkeit in der Wertschöpfungskette. Die Digitalisierung kann auch zum Erreichen eines weiteren wichtigen Nachhaltigkeitsziels, der Klimaneutralität, führen – zum Beispiel mit Cloud Computing. Die durch die Digitalisierung vorangebrachte De-Materialisierung – also die Reduzierung von Stoffströmen – könnte die CO2-Emissionen um 20 % reduzieren, 3-D-Druck spart hier zum Beispiel Ressourcen. Digitale Plattformen vernetzen und erleichtern die Sharing Economy, in der es um Teilen statt besitzen geht.[2] Co-Working Tools und Virtual Reality vereinfachen die Zusammenarbeit von Teams, Videokonferenzen machen mittlerweile viele CO2-intensive Reisen überflüssig.
Corporate Digital Responsibility: Verantwortung als Wettbewerbsvorteil?
Was heißt Corporate Digital Responsibility? CDR bedeutet, Auswirkungen technologischer Entwicklungen auf Gesellschaft und Wirtschaft zu betrachten und abzuleiten, welche Verantwortung Unternehmen in Bezug auf Digitalisierung übernehmen müssen. Die Corporate Digital Responsiblity meint, dass Unternehmen die digitale Welt zum Wohle aller mitgestalten. Dafür braucht es einen Wertekompass für technologische Entwicklung. Firmen dürfen nicht vor unkomfortablen, aber wichtigen Fragen zurückschrecken: Was machen wir mit Daten? Wie gehen wir mit der Kluft digitaler Fähigkeiten innerhalb der Gesellschaft um? Wo beeinflusst die Automatisierung die Arbeitswelt der Menschen? Und welche gesellschaftlichen Auswirkungen hat künstliche Intelligenz?[4] Hier punkten die Unternehmen im Wettbewerb, die ihre Verantwortung klar formulieren und sich entsprechend nach außen hin positionieren. CDR ist für Unternehmen unumgänglich, wenn die gesellschaftliche Entwicklung mit der technischen Entwicklung mithalten soll.
Einfache Sofortmaßnahmen für mehr digitale Nachhaltigkeit
Unternehmen und Mitarbeitende können verschiedene konkrete Maßnahmen umsetzen und einfache erste Schritte für digitale Nachhaltigkeit gehen:
Zum Glück müssen wir das Rad nicht neu erfinden, denn es existieren bereits unzählige digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit. Neben diesen sind Vernetzung und Wissensaustausch wichtig: Gerade für mittelständische Unternehmen lohnt es sich, Partner*innen zu finden und Kooperationen zu schmieden, um gemeinsam für eine grüne und faire Digitalisierung zu arbeiten und Wissen auszutauschen – zum Beispiel auf der Plattform nachhaltig.digital.
Hier erfährst du 5 Fakten über die Klimafreundlichkeit von Cloud Computing.
Quellen:
[1] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (Hg.): 2020. Umweltpolitische Digitalagenda. URL: https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/broschuere_digitalagenda_bf.pdf (Letzter Zugriff: 03.02.22).
[2] Sühlmann-Faul, Felix; Rammler, Stephan: 2018. Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeitsdefizite der Digitalisierung auf ökologischer, ökonomischer, politischer und sozialer Ebene. Handlungsempfehlungen und Wege einer erhöhten Nachhaltigkeit durch Werkzeuge der Digitalisierung. Gefördert durch die Robert-Bosch-Stiftung und den WWF Deutschland e.V. URL: https://www.wwf.de/fileadmin/user_upload/Studie_Suehlmann-Faul_Rammler_180406_final_pdf_protected.pdf (Letzter Zugriff: 03.02.22).
[3] 2030 Vision Global Goals Technology Forum (Hg.): 2017. Uniting to deliver Technology for the Global Goals. Report 2017. URL: https://assets.2030vision.com/files/resources/2030vision-full-report.pdf?7e69fc39de (Letzter Zugriff: 03.02.22).
[4] Dörr, Saskia: 2022. CDR denkt Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammen! Hg. v. nachhaltig.digital. URL: https://nachhaltig.digital/blog/1171 (Letzter Zugriff: 03.02.22).