Warum Onlinemeetings so viel klimafreundlicher sind als persönliche
Von Paris über Stockholm nach Zürich per Glasfaser
Durch die Corona-Pandemie hat die Bedeutung von Onlinemeetings stark zugenommen. Dies hat einerseits zu einer erhöhten Flexibilität am Arbeitsplatz als auch zu einem geringeren Ausstoß an Treibhausgasen beigetragen. Wo genau können hier Einsparpotenziale ausgemacht werden?
Geschäftsreisen werden in diesem Artikel unter folgenden Aspekten unter die Lupe genommen:
- Unterscheidung von Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit
- Studienergebnisse zur Klimafreundlichkeit
- Ausblicke in die Zukunft von Meetings
- Klimafakten
Spätestens die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Online-Meetings eine echte Alternative zu persönlichen Meetings darstellen können. Durch die große Umstellung auf Home Office und mobiles Arbeiten gab es in vielen Unternehmen gar nicht mehr die Möglichkeit Meetings in Präsenz durchzuführen und auch die Reduktion von Geschäftsreisen hat dazu beigetragen, dass unternehmensübergreifende Meetings in virtuelle Räume verlegt wurden. Häufig wird in diesem Zusammenhang auch darüber gesprochen, dass Online-Meetings sehr viel klimafreundlicher sind. Doch wie viel klimafreundlicher sind sie und werden durch die Internetnutzung nicht ebenfalls CO2-Äquivalente freigesetzt?
Unterscheidung von Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit
Bei der Umstellung auf virtuelle Räume muss die Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit von Home Office und dem Ersatz von Geschäftsreisen getrennt betrachtet werden. Denn die Minderungspotentiale durch verstärktes Home Office sind derzeit noch kontrovers diskutiert, da verkehrsgebundene Emissionen zwar deutlich niedriger ausfallen. Jedoch geht mit einer Ausweitung des Home Office kurzfristig ein Mehrbedarf an Räumlichkeiten einher und somit auch ein höherer Energiebedarf, da sowohl private Räume als auch Büroflächen geheizt werden. Für eine langfristige Prognose der Emissionseinsparungen durch Home Office sind die bisherigen Studienergebnisse nicht ausreichend, da bei einer langfristigen Umstellung auch von neuen Raumplanungskonzepten und einer steigenden Attraktivität ländlicher Wohngebiete ausgegangen werden muss [1].
Studienergebnisse zur Klimafreundlichkeit
Betrachten wir nun allerdings die Klimafreundlichkeit von Online-Meetings im Vergleich zu Geschäftsreisen, so stellt sich hier ein eindeutiges Bild dar. Online-Meetings sind nicht nur klimafreundlicher, sondern sparen dem Unternehmen auch Zeit und Kosten ein [1]. Die Ersparnisse an CO2-Äquivalenten wurden bereits in verschiedenen Studien untersucht. Meist gehen die Untersuchungen von vier Konferenzteilnehmenden aus und vergleichen einerseits die Emissionen, welche durch den Anfahrtsweg entstehen, mit den Emissionen, die durch das Videostreaming, also den digitalen Übertragungsweg sowie den Energieverbrauch der Endgeräte, und die Leistung der Rechenzentren aufkommen [1,2]. Die Studien gehen allerdings von einer unterschiedlichen Dauer der Konferenzen, unterschiedlichen Konferenzorten und somit auch unterschiedlichen Ankunftswegen der Teilnehmenden aus. Unabhängig von der Länge der Videokonferenzen und der Fahrtwege lässt sich jedoch eindeutig verzeichnen, dass die THG-Emissionen allein durch die Anreise bei Präsenzmeetings um ein Vielfaches höher sind. Hierbei sind Faktoren, wie Hotelübernachtungen oder der Gebrauch digitaler Geräte im Konferenzraum noch nicht mitgedacht. Andererseits wird in den Studien bei Online-Meetings nicht der Energieverbrauch mitberechnet, welcher durch die zu verarbeitende Datenmenge und die räumliche Nutzung zuhause entsteht, wie beispielsweise Wärmeenergie [1,2].
Ausblicke in die Zukunft von Meetings
In künftigen Untersuchungen sollten auch diese Faktoren tiefer untersucht werden. Allerdings bleibt der Trend in Richtung Digitalisierung bestehen. Langfristig vermuten Expert*innen, dass Dienstreisen um 20% bis 40% reduziert werden und bei großen internationalen Konferenzen immer stärker auf hybride Ansätze gesetzt wird [1]. Dabei kann sich ein Einsparpotential der THG-Emissionen von bis zu 99% ergeben, je nach Berechnungsansatz. Zudem entfallen durch virtuelle Treffen sowohl hohe Reisekosten als auch Reisezeiten und die zugewonnene Zeit kann für konzentrierte und fokussierte Arbeit genutzt werden [1,2].
Klimafakten
Um noch mehr Motivation zu gewinnen auf digitale Meetings zurückzugreifen, gibt es nun noch einige Fakten, über den Stellenwert von Geschäftsreisen bezüglich des Klimas [1].
- In Deutschland entfallen 19% des Personenverkehrs auf Dienstreisen.
- 26.9 Mt CO2 werden über Geschäftsreisen ausgestoßen. Dies entspricht ca. 23% der Reiseverkehrsemissionen in Deutschland.
- Bei großen internationalen Tagungen kann die Höhe der THG-Emissionen dem Verbrauch einer ganzen Stadt in einer Woche entsprechen.
Nun gibt es genügend Gründe auf digitale Meetings überzugehen, anstatt auf Geschäftsreisen zu beharren. Allerdings wird auf der Gegenseite häufig auf das Argument der mangelnden Zwischenmenschlichkeit und der fehlenden sozialen Kontakte zurückgegriffen.
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Quellen:
[1] Lambrecht, Udo, Jan Kräck & Frank Dünnebeil: 2021. Homeoffice und Ersatz von Dienst- und Geschäftsreisen durch Videokonferenzen: Potenziale zur Minderung der Treibhausgasemissionen unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus der Corona-Krise. Ifeu, URL: https://www.ifeu.de/fileadmin/uploads/IFEU-Workingpaper_4-_21_-__Mobiles_Arbeiten_und_Videokonferenzen.pdf.
[2] Arnold, Mark & Beate Kummer: 2021. CO2-Emissionen im Vergleich: Persönliche und virtuelle Meetings. EREC, URL: https://erec.info/wp-content/uploads/2021/07/210721_-CO2_Emissionen_Personal_Meetings_Virtuell.pdf.