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Neues erleben: Kann Tourismus nachhaltig sein?

Geschrieben von Daniela | Mar 30, 2022 9:00:00 AM

Welche Auswirkungen hat das Reisen in der Weltgeschichte?  

Um dem Alltag zu entfliehen, eignet sich kaum etwas besser als eine Urlaubsreise. Dabei sollte ein nachhaltiger Lebensstil auch Einfluss auf die Reiseplanung nehmen. Wo werden bei einer Reise überhaupt Treibhausgase freigesetzt? Und wie kann ein Urlaub gestaltet sein, der gleichzeitig Rücksicht auf Natur und Umwelt nimmt?

Inwieweit unser Reiseverhalten umwelt- und klimaschädlich sein kann, erfährst du in diesem Artikel: 

 

Dass Kreuzfahrten und Fliegen schädlich für Klima und Umwelt sind, ist bereits großflächig bekannt. Doch auch andere Bereiche des Tourismus sollten betrachtet werden, wenn es um nachhaltigen Tourismus geht. Dies lohnt sich auch für Tourismusunternehmen, denn für 56 % der Deutschen ist die ökologische und soziale Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen von wichtiger Bedeutung [1]. Nachhaltigkeit verstehen wir in drei Dimensionen: Ökologie, Soziales und Ökonomie, sodass entsprechend von ökologischer, sozialer oder ökonomischer Nachhaltigkeit gesprochen werden kann. Wie ist es unter diesen Gesichtspunkten überhaupt möglich, nachhaltig zu reisen?  

Wie viele THG-Emissionen bleiben auf der Strecke oder im Hotel? 

Der größte Anteil an THG-Emissionen im Urlaub bleibt im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke liegen. Zunächst zum bekanntesten Klimakiller schlechthin: dem Fliegen. Problematisch ist das Fliegen einerseits durch den Emissionsausstoß – sowohl von CO2 als auch von Stickoxiden – sowie durch die verursachte Wolkenbildung und die Kondensstreifen. Die Klimawirkung der zusätzlichen Effekte, neben dem CO2-Ausstoß, beträgt das Doppelte des CO2 allein [2]. Betrachten wir nun Kreuzfahrten, so bessert sich das Bild nicht, denn die Emissionsmengen an Schwefel, Stickoxiden und Ruß, die von den Schiffen ausgehen, schaden nicht nur dem Klima, sondern haben auch Auswirkungen auf Biodiversität und Gesundheit, da sich die Schadstoffe in der Atmosphäre anreichern [3]. Zudem werden bei einer einwöchigen Mittelkreuzfahrt pro Person etwa 1,9 Tonnen CO2-eq ausgestoßen [4]. Dies entspricht in etwa einem Fünftel des durchschnittlichen pro Kopf CO2-Ausstoßes in Deutschland [5]. Die klimafreundlichsten Alternativen zu Flugzeug und Kreuzfahrtschiff sind der ÖPNV oder das Fahrrad. Wobei letzteres nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch zur persönlichen Gesundheit leistet. Als Faustregel dient: „Bis 800 Kilometer nicht fliegen“ [6]. 

Angekommen am Urlaubsdomizil und erstmal in die klimatisierte Lobby setzen? Emissionen, die im Hotel anfallen, betreffen vor allem die Raumwärmebereitstellung, die Klimatisierung, angebotene Lebensmittel, verwendete Reinigungs- und Waschmittel sowie die sachgemäße Entsorgung von Abfall. Wie hoch die THG-Emissionen insbesondere im Bereich der Raumwärme sind, hängt primär von der Ausstattung und Dämmung des Hotels sowie dem genutzten Energiemix ab. Bei den Lebensmitteln können Inhaber*innen einen entscheidenden Teil zur Reduktion der THG-Emissionen beitragen, indem sie auf saisonale, regionale, ökologische und pflanzliche Produkte setzen. [7] 

Einflüsse auf Natur und Umwelt 

Nicht nur THG-Emissionen belasten Umwelt und Natur – Tourismus wirft auch Probleme wie Flächenverbrauch, Wasserknappheit und Gewässerverschmutzung sowie Biodiversitätsverlust auf [2]. Freizeitanlagen wie Pools, Golfplätze oder Skipisten benötigen beispielsweise unverhältnismäßig große Wassermengen [8]. Für Unterkünfte und die zugehörige Infrastruktur wie Straßen oder Parkplätze werden enorme Flächen benötigt und versiegelt. Erstens führt die Versiegelung zu einem erhöhten Schadensrisiko bei Starkregen und Hochwasser. Zweitens kann es zu Überhitzungen kommen, da die natürliche Bodenfunktion nicht mehr gegeben ist [2]. Besonders im naturnahen Tourismus müssen Mechanismen etabliert werden, welche die Umgebung und biologische Vielfalt schützen. Wichtige Regeln dabei sind [8]: 

  • Respekt vor Tieren und Pflanzen in sensiblen Gebieten 
  • Keine Abfälle liegen lassen 
  • Kein Konsum geschützter Arten – weder als Souvenir noch als Lebensmittel 
  • Vermeiden von Einrichtungen, die Tiere in Gefangenschaft halten 
  • Unterstützung von Artenschutzprojekten und Naturschutzgebieten 

Best Practice Beispiele nachhaltiger Unterkünfte 

Um den Konflikt zwischen Nachhaltigkeit und Tourismus zu lösen, gibt es bereits einige Ansätze. Für Unterkünfte gibt es beispielsweise verschiedene Zertifizierungen, wie BIO HOTELS, Certified Green Hotel oder Viabono [6]. Doch auch Konzepte wie Couchsurfing oder das Übernachtungsverzeichnis Dachgeber – von Radlern für Radler bieten umweltverträgliche Übernachtungsmöglichkeiten, da keine zusätzlichen Flächen für die Unterkunft benötigt werden [8]. 

Ein Beispiel einer innovativen und ökologisch nachhaltigen Tourismusidee stellt das destinature Dorf dar. Für den Bau des Dorfes wurden nur natürliche und nachhaltige Materialien verwendet. Übernachtet wird in Tiny Houses bzw. mobilen Betten. Auch im Bistro wird Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Das Angebot ist ausschließlich bio und in großen Teilen regional. Belohnt wurde die Idee 2021 mit dem 1. Platz beim Deutschen Tourismuspreis. [9] 

Das Grandhotel Cosmopolis in Augsburg sticht aufgrund seiner sozialen Nachhaltigkeit heraus, denn hier verbringen sowohl Tourist*innen als auch Flüchtlinge ihre Nächte. Für sein soziales Engagement und die Mitmenschlichkeit wurde das Grandhotel 2016 mit der Grünen Palme – dem Preis für sanften Tourismus – ausgezeichnet [10]. Die Unterkunft ist dabei viel mehr als eine reine Übernachtungsmöglichkeit. Sie bietet eine Begegnungsstätte für verschiedene Kulturen sowie einen Raum für Kunst und Kultur.   

Damit dein nächster Urlaub möglichst klima- und umweltfreundlich wird, findest du in unserem Premiumbeitrag 6 Tipps für nachhaltiges Reisen.  

 

 

Quellen: 

[1] BMUV: 2022. Nachhaltiger Tourismus: Reiseanalyse. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, URL: https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/tourismus/nachhaltiger-tourismus/reiseanalyse. 

[2] UBA: 2021. Nachhaltiger Tourismus. Umweltbundesamt, URL: https://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/nachhaltiger-tourismus#bedeutung-des-tourismus. 

[3] NABU. Untragbar für Klima, Umwelt und Gesundheit: Wie die Schiffsbranche zu Lasten von Mensch und Natur Profit macht. NABU, URL: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/verkehr/schifffahrt/kreuzschifffahrt/14069.html 

[4] UBA: 2020. Wie klimaschädlich sind Flugreisen und Kreuzfahrten?. UBA, URL: https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/wie-klimaschaedlich-sind-flugreisen-kreuzfahrten. 

[5] UBA: 2021. Treibhausgas-Emissionen in der Europäischen Union. UBA, URL: https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-der-europaeischen-union#hauptverursacher. 

[6] Stiftung Warentest: 2021. Nachhaltiger Tourismus: So verringern Sie Ihren ökologischen Fußabdruck. Stiftung Warentest, URL: https://www.test.de/Nachhaltiger-Tourismus-So-verringern-Sie-Ihren-oekologischen-Fussabdruck-5692230-0/. 

[7] WIN Steiermark. Klimabilanzierung für den Tourismus – Beispiel Hotellerie. Wirtschaftsinitiative Nachhaltige Steiermark, URL: https://www.win.steiermark.at/cms/dokumente/12762703_155219014/d51d0b59/Factsheet_Tourismus-Hotel_korrigiert_NEU.pdf 

[8] UBA: 2021. Urlaubsreisen. UBA, URL: https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/garten-freizeit/urlaubsreisen#unsere-tipps. 

[9] Werkhaus. Willkommen im destinature Dorf Hitzacker!. Werkhaus, URL: https://www.werkhaus.de/destinature/. 

[10] GEOplus. Die Grüne Palme: Der Preis für sanften Tourismus. GEOplus, URL: https://www.geo.de/reisen/die-gruene-palme--der-preis-fuer-sanften-tourismus_30082544-30168144.html.