Abliefern für Transparenz und soziale Gerechtigkeit
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6 Fakten zum Lieferkettengesetz
Mit dem Lieferkettengesetz soll ein rechtlicher Rahmen abgesteckt werden, der Unternehmen ganzheitlich in die Pflicht zieht, Menschenrechte zu bewahren. Das Lieferkettengesetz geht somit einen Schritt in Richtung soziale Nachhaltigkeit und tritt der Ausbeutung von Natur entgegen. Erfahre alles, was du zum Lieferkettengesetz wissen musst.
- Verantwortungsübernahme der gesamten Lieferkette
- Betroffene erhalten mehr Rechte
- Kosten für die Umsetzung bei weniger als 0,2 % des jährlichen Umsatzes
- Positiver Zuspruch der Bevölkerung
- Beitrag zum Schutz der Unternehmensreputation
- Ressourceneffizientes Wirtschaften
Kinderarbeit und Menschenrechtsverletzungen gehören in vielen Produktionsstätten zum Alltag. Mit Hilfe des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (kurz: Lieferkettengesetz) soll diesem Missstand entgegengewirkt werden. Mitte 2021 wurde das Gesetz vom Bundesrat gebilligt und soll nun ab 2023 in Kraft treten. Dabei formuliert das Gesetz klare Anforderungen für Unternehmen und schafft somit auch Rechtssicherheit für Betroffene [1]. Ziel ist es, dass Unternehmen Verantwortung für die Herstellung ihrer Produkte und Dienstleistungen tragen und schwache Rechtsstaaten im Ausland nicht weiterhin ausgenutzt werden, um Umweltschäden zu externalisieren und Sicherheitsstandards zu vernachlässigen [2].
1. Verantwortungsübernahme der gesamten Lieferkette
Im Rahmen des Gesetzes muss vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt jeder Teil der Lieferkette betrachtet werden [1]. Dies gilt ab 2023 für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden und ab 2024 für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden. Die genauen Anforderungen an die Unternehmen hängen dabei von Faktoren im eigenen Geschäftsbereich als auch von unmittelbaren und mittelbaren Zulieferanten ab. Zusätzlich spielen auch folgende Aspekte eine Rolle [2]:
- die Art und der Umfang der Geschäftstätigkeit,
- das Einflussvermögen des Unternehmens auf den Verursacher der Verletzung,
- die typischerweise zu erwartende Schwere der Verletzung,
- die Art des Verursachungsbeitrages des Unternehmens.
Überprüft wird die Einhaltung des Gesetzes durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.
2. Betroffene erhalten mehr Rechte
Nach einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und UNICEF muss fast jedes 10. Kind arbeiten [3]. Für das Verletzen dieses und weiterer Menschenrechte sollen den Betroffenen zukünftig mehr Rechte eingeräumt werden. Soziale Gerechtigkeit ist wichtiger Teil der Klimatransformation und muss somit auch strukturell gestärkt werden. Menschenrechtsverletzungen können mit Hilfe des Lieferkettengesetz zukünftig beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle eingereicht werden. Zusätzliche können deutsche Gewerkschaften und NROs Betroffene vor deutschen Gerichten beim Gerichtsverfahren unterstützen [4].
3. Kosten für die Umsetzung bei weniger als 0,2 % des jährlichen Umsatzes
In einer Studie der EU-Kommission wurden zusätzliche Kosten, die im Rahmen des Lieferkettenmanagements voraussichtlich aufkommen, ermittelt. Hierbei kommt die Kommission zum Ergebnis, dass für die Umsetzung des Lieferkettengesetzes im Unternehmen weniger als 0,2% des jährlichen Umsatzes aufgewendet werden müssen. Dieser Anteil ist bei Großunternehmen sogar bei unter 0,01% [5]. Dabei sollten die Kosten allerdings als Investitionen gesehen werden, die Innovationen zu mehr Nachhaltigkeit fördern und somit auch die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen [2].
4. Positiver Zuspruch der Bevölkerung
Die Wettbewerbsfähigkeit wird zusätzlich durch den positiven Zuspruch von außen gestärkt. Denn 2020 sprachen sich über 80 % in Deutschland für die Beachtung von Umweltschutzaspekten aus. 90 % sehen es als politische Aufgabe an, dass die Sorgfaltspflicht entlang der Lieferkette gewährleistet wird. Dementsprechend tendieren 75 % zur Unterstützung des Lieferkettengesetzes. [2]
5. Beitrag zum Schutz der Unternehmensreputation
Durch ein nachhaltiges Management der Lieferkette wird auch die Reputation des Unternehmens geschützt - sowohl für die Außenwirkung als auch für das Unternehmensinnere. Skandalöse Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen stehen meist in direktem Zusammenhang mit spezifischen Unternehmen oder Organisationen [2,6]. Mit einer transparenten Lieferkette kann dem entgegen gewirkt werden und auch die Attraktivität des Unternehmens für Nachwuchskräfte gesteigert werden. Auch die Motivation der Mitarbeitenden steigt laut dem Edelman Trust Barometer aus 2016 mit dem Einsatz für soziale Probleme [7].
In der Abbildung wird angezeigt, inwieweit die Befragten Mitarbeitenden den Aussagen zustimmten. Dabei wurden sie nach der sozialen Einstellung ihres Unternehmens aufgeteilt.
Grad des Engagements der Mitarbeitenden [7]
Mitarbeitende aus Unternehmen, die KEIN soziales Engagement tätigen.
Mitarbeitende von Unternehmen, die sich sozial engagieren.
Nachhaltigkeit spielt auf dem Arbeitsmarkt also eine immer größere Rolle und somit stehen Unternehmen unter Druck ihr Management danach auszurichten, um qualifizierte Fachkräfte zu erreichen.
6. Ressourceneffizientes Wirtschaften
Da Unternehmen im Rahmen des Gesetzes die Gesamtkosten ihres Handelns in den Planungsprozess einbeziehen müssen, ist der Anreiz für ressourceneffizientes Wirtschaften sehr hoch. Hierbei gilt, dass Arbeitsprozesse nur dann ausgelagert werden, wenn diese ökonomisch gesehen Kosten- und Effizienzvorteile bieten, welche nicht auf Menschenrechtsverletzungen oder Umweltschäden basieren [2]. Falls im Zuge des Liefergesetzes Arbeitsprozesse ins Inland verlagert werden sollten, so spart das Lieferkettengesetz auch CO2-Emissionen ein, da weniger Transportwege anfallen und auch Kontrollen durch Qualitätsteams, die an die Produktionsstätte reisen müssen, wegfallen. Generell werden vor allem auch natürliche Ressourcen geschützt, da Umweltbelange relevant werden, wenn sie zu Menschenrechtsverletzungen führen oder dem Schutz der menschlichen Gesundheit dienen [4].
Quellen:
[1] BMZ. Menschenrechte schützen: Das Lieferkettengesetz. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, URL: https://www.bmz.de/de/entwicklungspolitik/lieferkettengesetz.
[2] Haupt, Sabine, Jörg Lichter & Frank Christian May: 2021. Sorgfaltspflichten entlang globaler Lieferketten: Eine ökonomische Analyse. Handelsblatt Research Institute, Düsseldorf, URL: https://www.bmz.de/resource/blob/92544/18fbb046bf85f95c5b07731ff69c4600/studie_BMZ_lieferkettengesetz.pdf.
[3] Dohmen, Caspar: 2021. Kinderarbeit: Fast jedes zehnte Kind muss arbeiten. Süddeutsche Zeitung, URL: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kinderarbeit-europa-studie-1.5327779.
[4] BMZ: 2021. Fragen und Antworten zum Lieferkettengesetz. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, URL: https://www.bmz.de/resource/blob/60000/69fe0aac1e4e7062790db534885e1f5f/faq-lieferkettengesetz.
[5] Smit, Lise et al.: 2020. Study on due diligence requirements through the supply chain: final report. European Commission, Brüssel, URL: https://op.europa.eu/de/publication-detail/-/publication/8ba0a8fd-4c83-11ea-b8b7-01aa75ed71a1.
[6] Poppendörfer, Stephanie et al.: 2016. Lieferketten sind Menschenketten. Löning, URL: https://media.business-humanrights.org/media/documents/files/documents/Loening_Langfassung_FINAL.pdf.
[7] Edelman: 2016. 2016 Edelman Trust Barometer. Edelman, URL: https://www.edelman.com/trust/2016-trust-barometer.